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Gefährliches Pflaster

ein Beitrag von Brigitte Hausdorf:

Das weiße Ghost-Bike auf dem Mittelstreifen der vierspurigen Hauptverkehrsachse im Bremer Osten machte es sichtbar für jedermann: die Ludwig-Roselius-Allee ist ein gefährliches Pflaster. Ein 26-jähriger Mann verlor Mitte Januar auf dem Überweg am Einkaufszentrum Blockdiek sein Leben, weil ein Autofahrer laut Zeugenaussagen das Rot der Ampel missachtete – so ein Bericht aus der Pressestelle der Polizei Bremen. Dabei ist es gerade diese Ampel, die normalerweise Radfahrenden und vor allem auch Fußgängerinnen und Fußgängern genug Zeit gibt, die Fahrbahn unbeschadet zu überqueren. Letzteres gilt allerdings nicht für die Ampelschaltung an der benachbarten Kreuzung, wo die Düsseldorfer Straße und die Pawel-Adamowicz-Straße in die Ludwig-Roselius-Allee münden.

Selbst wenn man sich dort umgehend zu Fuß bei Grün in Bewegung setzt, schafft man es in der vorgegebenen Zeit nicht, die vier Fahrspuren zu queren. Dies ist – wohl bemerkt! – kein Fehler der Ampelschaltung, sondern vom Amt für Straßen und Verkehr so gewollt und regelgerecht gemäß der Richtlinie für Lichtsignalanlagen. Die Verkehrstechnik unterscheidet zwei Phasen der Ampel: Grünzeit und Schutzzeit. Die Grünphase wird so berechnet, dass zu Fuß lediglich mindestens die Hälfte der Fahrbahn überquert werden kann. Danach kommt die Schutzphase, in der die Ampel für alle Verkehrsteilnehmer auf Rot steht und Fußgängerinnen wie Fußgänger den Rest des Weges schaffen sollen. Die Richtlinie geht davon aus, dass man zu Fuß 1,2 bis 1,5 Meter pro Sekunde zurücklegt. Bei dieser Annahme bleiben kleine Kinder, alte und körperlich eingeschränkte Menschen aus Sicht vieler Anwohner im Quartier jedoch im wahren Wortsinn häufig „auf der Strecke“, denn sie haben ihnen zufolge keine Chance, die andere Straßenseite rechtzeitig zu erreichen. Als Rückzugsort dient eine schmale Verkehrsinsel, auf der Ampel- und Lichtmasten den Platz einschränken. Nahezu unzumutbar wird es, wenn sich beispielsweise Rollstuhlfahrer, Menschen mit Rollatoren, Eltern mit Kindern oder Kinderwagen und Gruppen von Schulkindern zusammen auf der kleinen Insel drängen und derweil die Autos vor und hinter ihnen vorbeiflitzen.

Was wurde bisher in Sachen Ampelschaltung unternommen?
Die Koordinatorin des Stadtleben Ellener Hof, Sabine Schöbel, hat dem Amt für Straßen und Verkehr schriftlich die Unzufriedenheit der Anlieger geschildert. Ihr Schreiben wurde an den Beirat Bremen-Osterholz weitergeleitet. Nicole Ehnert und Dieter Pechel, beide Bewohner im Stadtleben Ellener Hof, haben sich jeweils unabhängig voneinander direkt mit einem offiziellen Bürgerantrag an den Beirat Bremen-Osterholz gewandt.

Um die gefährliche und fußgängerfeindliche Situation zu beseitigen, müssten die Ampelphasen dringend an die Bedürfnisse der Anlieger im Einzugsbereich der Kreuzung angepasst werden, als da sind: im Gebiet des Ellener Hofs zwei Kitas, eine Altenpflegeeinrichtung, eine Senioren-Wohnanlage, Praxen für Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie, ein Hebammenzentrum, eine Kinderarzt-Gemeinschaftspraxis, die AOK-Geschäftsstelle mit umfangreichem Publikumsverkehr sowie auf der nördlichen Seite der Ludwig-Roselius-Allee eine Grundschule, eine Kita und neben dem Einkaufszentrum Blockdiek weitere Einkaufs- und Dienstleistungsangebote sowie mehrere Arztpraxen.

Geschehen ist bisher nur wenig: Es wurde stadtauswärts ein Tempo 30-Schild aufgestellt, leider an einer leicht zu übersehenden Stelle. Zusätzlich gibt es eine Geschwindigkeitsanzeige „Sie fahren …“. Für den Stadtleben-Anwohner bleiben damit Fragen offen: Warum nicht Tempo 30 in beiden Fahrtrichtungen? Und warum wird die Geschwindigkeitsbegrenzung bereits vor der Kreuzung Ludwig-Roselius-Allee/Pawel-Adamowicz-Straße wieder aufgehoben? Doch auch, wenn dies geklärt sein sollte: das Kernproblem bliebe bestehen – die Ampelschaltung an dieser Kreuzung.

Nach Ansicht besorgter Anwohner im Stadtleben Ellener Hof ist die Ludwig-Roselius-Allee nach wie vor gefährlich. Es müssten, so ist zu hören, weitere Anstrengungen unternommen werden, bis sich etwas ändert zugunsten der Verkehrssicherheit für Menschen, die nicht Auto fahren. Eine Möglichkeit, darauf aufmerksam zu machen, könnten weitere Bürgeranträge zum Thema sein, die beim Ortsbeirat Osterholz eingehen.